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Musical Banquet

Musical Banquet

Monika Mauch, Nigel North

Dauer 73 Min

Album insights

Die Einspielung der sakralen Kompositionen von Dominique Phinot zeigt deutlich, dass große Teile der Musik aus dem frühen 16. Jahrhundert noch im Verborgenen liegen. Über Phinots Lebensweg ist wenig überliefert, jedoch weiß man, dass er im Dienste des Herzogs von Urbino tätig war. Man vermutet seine Geburt um das Jahr 1510, und sein Leben endete durch Hinrichtung aufgrund homosexueller Handlungen.

Zum Schaffen Phinots zählen mehr als 100 Motetten, einige Messen, Vertonungen von Vesperpsalmen, zahlreiche Chansons und Madrigale. Seine vielstimmigen Werke genossen hohes Ansehen, und durch seine Motettensammlungen blieb sein Ruf über Jahrhunderte erhalten. Von besonderer historischer Bedeutung sind seine doppelchörigen Kompositionen des Liber secundus, die durch ihre neuartige Technik beeindrucken.

In seinen achtstimmigen geistlichen Werken demonstriert Phinot seine Meisterschaft in der doppelchörigen Kompositionsweise. Er arbeitete gezielt mit Kontrastwirkungen zwischen den Chorgruppen und betonte den dialogischen Charakter. Besonders bemerkenswert erscheint seine Komposition "Incipit oratio Jeremiae prophetae" mit ihrer außergewöhnlichen achtstimmigen Struktur.

Die Motetten Phinots offenbaren eine breite Palette an Ausdrucksmöglichkeiten, von kontemplativ bis emotional intensiv. In unterschiedlichen Stilrichtungen verfasst, vermitteln sie vielschichtige Gefühlswelten und erzählen musikalische Geschichten. Die These einer "verborgenen chromatischen Kunst" in der Renaissance-Polyphonie führt zu spannenden Diskussionen über Aufführungspraxis und mögliche versteckte Bedeutungsebenen.

Sowohl die Motetten als auch die Messe von Phinot faszinieren durch ihren expressiven Charakter und die kunstvolle Verwendung von Imitation und Homophonie. Der Vesperpsalm und das Magnificat verdeutlichen Phinots Fähigkeit, traditionelle Werke neu zu gestalten und mit harmonischen Wendungen zu bereichern. Besonders Josquin Desprez und in Mailand wirkende Komponisten wie Loyset Compère sind für ähnliche Ansätze bekannt.