Gewandhausorchester Leipzig

Gewandhausorchester Leipzig

Orchester

Im Unterschied zu den oft sehr viel älteren Hofkapellen entstanden die meisten vom Bürgertum unterhaltenen Konzert-Orchester im 19. Jahrhundert. Da kann das Gewandhausorchester Leipzig auf eine deutlich längere Geschichte zurückblicken: Obwohl bereits im 15. Jahrhundert Musiker von der Stadt beschäftigt wurden, gilt das Jahr 1743 als eigentliches Gründungsdatum, als eine Gruppe von Kaufleuten die Institution des sogenannten »Leipziger Concerts« ins Leben riefen. Den Namen verdankt das Ensemble dem lange Jahre als Spielstätte genutzten, ursprünglich als Messestandort der Textilindustrie verwendete Gewandhaus. Mit nahezu 190 fest angestellten Musikerinnen und Musikern stellt der Klangkörper – der als Konzert-, Opern- und Kirchenorchester agiert – das größte professionelle Orchester der Welt dar. Durch die regelmäßige Zusammenarbeit mit dem Thomanerchor in der Thomaskirche, an der Johann Sebastian Bach von 1725 bis zu seinem Tod im Jahre 1750 als Kantor wirkte, bildete auch die große Musik des Barock ohne Unterbrechung einen zentralen Bestandteil des Repertoires. Seinen weltweit exzellenten Ruf verdankt das Gewandhausorchester seinem unverwechselbaren, charakteristisch dunkel timbrierten Klang und einer einzigartigen Tradition in der Interpretation bedeutender Werke von der alten bis zur zeitgenössischen Musik. Zahlreiche Symphonien und andere Stücke von Komponisten wie Beethoven, Mendelssohn, Schumann, Wagner, Brahms und Bruckner wurden vom Orchester aus der Taufe gehoben. Dessen musikalische Leiter tragen traditionell den Titel des Gewandhauskapellmeisters. Zu den bedeutenden Amtsinhabern gehörte im 19. Jahrhundert Felix Mendelssohn Bartholdy, der die erst posthum entdeckte große C-Dur Symphonie Schuberts zur Uraufführung brachte. Als Nachfolger unter anderem von Wilhelm Furtwängler, Bruno Walter und Franz Konwitschny war Kurt Masur der bestimmende Gewandhauskapellmeister in der Zeit der deutschen Teilung. Wesentlich durch sein Engagement konnte 1981 das der Oper gegenüberliegende neue Gewandhaus eröffnet werden – bis heute einer der wichtigsten Schauplätze der Klassikwelt. Der 1868 eingeweihte, im Zweiten Weltkrieg stark beschädigte und schließlich 1968 abgerissene Vorgänger-Bau hat in gewisser Weise in den USA überlebt: In Boston wurde eine vergrößerte Kopie des Leipziger Konzerthauses errichtet. Andris Nelsons, der als aktueller Leiter die Position von Masurs Nachfolgern Herbert Blomstedt und Riccardo Chailly übernahm, amtiert zugleich als music director des Boston Symphony Orchestra. Die Koproduktionsprojekte zwischen den beiden Klangkörpern aus der alten und der neuen Welt gehören heute zu den zahlreichen Markenzeichen des Gewandhausorchesters.