Ein musikalischer Dialog über Jahrhunderte hinweg: Der isländische Pianist stellt Beethovens Klaviersonate Nr. 30 op. 109 ins Zentrum seines jüngsten Albums
Seine Interpretationen legen musikalische Einflüsse offen –
von Bach zu Beethoven und weiter zu Schubert
Deutsche Grammophon und Víkingur Ólafsson veröffentlichen Opus 109 – Beethoven · Bach · Schubert, ein mit Spannung erwartetes neues Album des isländischen Pianisten. Herzstück der Aufnahme ist Beethovens Klaviersonate Nr. 30 in E-Dur op. 109 – ein Meisterwerk aus der späten Schaffensphase des Komponisten. Ólafsson setzt es in einen sowohl aufschlussreichen als auch spannenden zeitübergreifenden Dialog und zeigt die musikalischen und historischen Traditionslinien auf, die in diesem Meilenstein der Klavierliteratur zusammenlaufen. Bekannt für seine inspirierte Programmgestaltung stellt Ólafsson der Sonate Musik von J. S. Bach und Schubert gegenüber sowie Beethovens eigene frühere Sonate in e-Moll op. 90. Opus 109 erscheint am 21. November 2025 in allen Formaten.
Nach dem weltweiten Erfolg von Ólafssons Goldberg-Variationen bildet der Einfluss von Bachs Polyfonie auf Beethovens letzte Sonaten einen faszinierenden Ausgangspunkt für die nächste Aufnahme des Pianisten. Ólafsson erklärt: »Als ich mit der Arbeit an meinem neuen Projekt begann, zog es mich unmittelbar zu einer Werkgruppe, in der ich Bachs Goldberg-Variationen auf eindrucksvolle Weise spürte: die letzten drei Sonaten von Ludwig van Beethoven, opp. 109, 110 und 111. Nach einigen Tagen im Studio entschied ich, sie nicht, wie sonst üblich, zusammen aufzunehmen und als ein Album zu veröffentlichen. Es gibt einige großartige Einspielungen der ›drei Schwestern‹ im Katalog, aber ich hatte das Gefühl, dass das Spielen – und Hören – aller drei im Moment nicht der beste Weg wäre, um sich ihnen zu nähern. Indem ich nur eine einzige Sonate zum Mittelpunkt meines Programms mache, kann ich in ihrem Orbit neue Perspektiven auf sie gewinnen und zugleich ihrem Einfluss auf andere Werke nachgehen.«
Zwei Beethoven-Sonaten, op. 109 und op. 90, sowie Schuberts Sonate in e-Moll D 566 bilden den konzeptionellen Kern des Programms. »Doch beide Komponisten blicken auf Bach«, wie es jeder Komponist tun muss, so Ólafsson. Bachs Einfluss auf Beethoven zeigt sich nirgends so deutlich wie in seinen letzten Sonaten, deren kühne Originalität von der Bach’schen Polyfonie inspiriert ist. Ólafsson glaubt, dass op. 109 mit ihrem Variationen-Finale den Goldberg-Variationen eine besondere Reverenz erweist: »Bach war der Kompass auf Beethovens Reise ins Unbekannte.« Die Präsenz Bachs wird durch Ólafssons Aufnahme der monumentalen Partita Nr. 6 in e-Moll weiter erforscht – ein Werk, das mit Beethovens op. 109 sowohl den formalen Erfindungsreichtum als auch die emotionale Ausdruckskraft teilt. »Es ist bemerkenswert, wie auch Bach in seiner letzten Partita die Grenzen seiner gewählten Kompositionsform auslotet und überschreitet.«
Unterdessen sieht Ólafsson Beethovens zweisätzige Sonate in e-Moll op. 90 als Wegbereiter zu op. 109 – mit ihrem intimen, beinahe flüchtigen ersten Satz und dem warmen, klangvollen zweiten. Er ist überzeugt, dass diese Sonate großen Einfluss auf den jungen Franz Schubert hatte. Schuberts oft unterschätztes Frühwerk, die ebenfalls zweisätzige e-Moll-Sonate D 566, deutet Ólafsson als Antwort auf Beethovens op. 90 – und nicht, wie vielfach angenommen, als unvollendetes Fragment. »Für mich fühlt es sich wie eine Schwester oder ein Bruder zu Beethovens Sonate an«, sagt er. »Sie ist keineswegs unvollendet.«
Das Album beginnt und endet mit stimmungsvollen Bach-Miniaturen: Es eröffnet mit dem Präludium in E-Dur aus dem Wohltemperierten Klavier und schließt mit der Sarabande aus der Französischen Suite in E-Dur. Das gesamte Repertoire bewegt sich im Spannungsfeld von E-Dur und e-Moll – ein Spektrum, das Ólafsson dank seiner Synästhesie als reiche, lebendige Grüntöne sieht.
Opus 109 – Beethoven · Bach · Schubert folgt auf die 2023 erschienenen Goldberg-Variationen, die Ólafsson einen GRAMMY Award®, eine Auszeichnung als Instrumentalist of the Year von Musical America, einen OPUS KLASSIK in der Kategorie Bestseller sowie den Jahrespreis der deutschen Schallplattenkritik einbrachten. Im November 2024 krönte Ólafsson seine bemerkenswerte Karriere mit einer Milliarde Streams. Das einhellige Lob der Kritik für das Album spiegelte sich in den Rezensionen seiner einjährigen Welttournee, auf der er die Goldberg-Variationen rund 90 Mal aufführte.
Víkingur Ólafsson spielt Opus 109 während der gesamten Saison – unter anderem auf einer Deutschland-Tournee im November 2025 sowie auf mehreren Konzerten in Nordamerika. Er eröffnet die Saison des Philharmonia Orchestra in London als Featured Artist und geht anschließend mit dem Orchester auf US-Tour, wo er Beethovens Klavierkonzerte Nr. 3 und Nr. 5 aufführt. Zudem kehrt er zu den Berliner Philharmonikern mit Semyon Bychkov und zur Tschechischen Philharmonie mit Sir Antonio Pappano zurück. Außerdem tritt er erneut mit John Adams und dem Los Angeles Philharmonic auf, um das eigens für ihn komponierte Klavierkonzert After the Fall auf die Bühne zu bringen. 2026 wirkt Ólafsson an den Feierlichkeiten zum 100. Geburtstag von György Kurtág mit und ist als Artist in Residence sowohl bei Cal Performances in Berkeley (Kalifornien) als auch im MÜPA Budapest zu erleben.
OPUS 109 im Konzert:
11./12. Sept. – Louisiana Museum of Modern Art, Humlebæk · 14. Sept. – Oslo Opera House
26. Sept. – Saffron Hall, Saffron Walden · 22. Okt. – University of Santa Barbara · 9. Nov. – Tonhalle, Düsseldorf
11. Nov. – Alte Oper, Frankfurt · 12. Nov. – Die Glocke, Bremen · 13. Nov. – Laeiszhalle, Hamburg
15. Nov. – Kulturpalast, Dresden · 16. Nov. – NDR Konzerthaus, Hannover · 17. Nov. – Philharmonie, Berlin
18. Nov. – Elbphilharmonie, Hamburg · 1. Dez. – Müpa, Budapest · 2. Dez. – Konzerthaus, Wien · 5. Dez. – Tonhalle, Zürich
6. Dez. – Victoria Hall, Genf · 8. Dez. – Isarphilharmonie, München · 9. Dez. – Meistersingerhalle, Nürnberg
Vollständige Tourdaten hier