Carlo Maria Giulini

Carlo Maria Giulini

Dirigent:in

1914 — 2005
Carlo Maria Giulini, der sich durch seinen sanften, spirituellen Zugang zur Musik auszeichnete, war einer der großen Opern- wie Konzert-Dirigenten der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Er wurde 1914 in Süditalien geboren und begann sein Berufsleben als Orchesterbratscher, als der er unter der Leitung von Dirigenten wie Bruno Walter, Wilhelm Furtwängler, Victor de Sabata und Richard Strauss spielte. Er absolvierte auch ein Dirigier-Studium und wurde 1944 zum römischen Augusteo-Orchester – heute Orchestra dell'Accademia Nazionale di Santa Cecilia – eingeladen, woraufhin seine Karriere auf dem Podium begann. Bald dirigierte er viele der großen internationalen Orchester und trat in renommierten europäischen Opernhäusern auf. Von 1953 bis 1958 amtierte Giulini als Musikdirektor der Mailänder Scala. Zudem war er schon seit seinen frühen Karriere-Jahren eng mit dem damals frisch gegründeten Philharmonia Orchestra in London verbunden. Giulinis Repertoire war relativ schmal – so dirigierte er zum Beispiel nur zwei Symphonien von Mahler – und zeichnete sich durch die Vorliebe für tiefgründige und spirituelle Werke aus. Er war ein großartiger Bruckner-Dirigent und wurde für seine Brahms-Interpretationen gefeiert. Die Vierte Symphonie des Komponisten führte er öfter als jedes andere Werk auf. Zu den Klangkörpern, die ihm besonders am Herzen lagen, gehörten das Chicago Symphony Orchestra, die Wiener Symphoniker und das Los Angeles Philharmonic, dessen Musikdirektor er von 1978 bis 1984 war und mit dem er einige Repertoire-Klassiker wie Beethovens Eroica und Tschaikowskys Pathétique einspielte. Er war, in Konzertprogrammen wie Aufnahmen, ein regelmäßig eingeladener Gastdirigent der Berliner und Wiener Philharmoniker und des Concertgebouworkests. Nach 14 Jahren, in denen er aus Ernüchterung über die Arbeitsbedingungen und den Mangel an Probenzeit im Opernbetrieb keine Bühnenwerke dirigierte, konnte er zu Studio-Aufnahmen der Verdi-Opern Il trovatore, Rigoletto und Falstaff überredet werden, die ein begeistertes Echo hervorriefen. Als sanfte, zurückhaltende Persönlichkeit verhielt sich Giulini kollegial und nachdenklich und widmete sich ganz der Aufgabe, die Absichten des Komponisten umzusetzen. Nach einer 54 Jahre langen Karriere zog sich Giulini 1998 vom Podium zurück, arbeitete aber gelegentlich und unter Ausschluss der Öffentlichkeit noch mit dem Mailänder Sinfonieorchester Giuseppe Verdi. Der Dirigent starb im Juni 2005 im Alter von 91 Jahren.