Arturo Benedetti Michelangeli

Arturo Benedetti Michelangeli

Klavier

1920 — 1995
Durch die Feinheit und Variabilität seines Anschlags, die Makellosigkeit seiner Technik und die Tiefgründigkeit seines Spiels gehört Arturo Benedetti Michelangeli zu den Pianisten-Legenden des 20. Jahrhunderts. In Fankreisen war er unter dem Kürzel »ABM« bekannt. Sein Perfektionismus, die Undurchdringlichkeit seines aristokratischen Habitus, der unwandelbare Ausdruck der Unvergnügtheit – der Spiegel bezeichnete ihn einmal als „Maestro in Moll” –, seine Störbarkeit bei geringsten Geräuschen aus dem Publikum und seine Weigerung, auf anderen als den eigenen Instrumenten zu spielen machten ihn zu einer der unnahbarsten und gerade darum faszinierendsten Künstlerpersönlichkeiten der Klassikwelt. Der Farbenreichtum und die kristallklare Transparenz seiner Chopin-, Ravel- und Debussy-Interpretationen bewahren bis heute eine magische Anziehungskraft. Der Pianist, der mit einem ungewöhnlich schmalen Repertoire auftrat, hat auch Referenz-Aufnahmen von Klavierkonzerten Beethovens, Mozarts, Schumanns und Griegs vorgelegt. Der im italienischen Brescia in eine adlige Familie geborene Michelangeli lernte zunächst Geige, stieg aber früh auf das Klavier um und schlug trotz seiner exzeptionellen Begabung keine Wunderkind-Karriere ein. Der Durchbruch zur öffentlichen Anerkennung gelang dem Pianisten 1939 durch den Gewinn des ersten Preises beim Gründungsjahrgang des Concours de Genève. Jury-Mitglied Alfred Cortot bezeichnete den damals 19-Jährigen als „neuen Liszt”. In der Nachkriegszeit festigte sich – unter anderem durch eine Amerika-Tournee in den 1940er Jahren – sein internationaler Ruhm. Während eines Konzerts in Frankreich erlitt der Pianist 1988 einen Herzinfarkt. Wenige Monate später gelang ihm das Comeback. Mit dem ähnlich perfektionistischen und eigenwilligen Sergiu Celibidache, mit dem er mehrmals konzertierte, verband ihn eine Künstlerfreundschaft. Auch als Pädagoge war Michelangeli angesehen. Zwei der zentralen Pianist*innen der auf ihn folgenden Generation – Martha Argerich und Maurizio Pollini – haben bei ihm studiert.