Cheryl Studer

Sopran

Von der Klassizität Mozarts zu den Koloraturen Rossinis und Donizettis, vom Lyrismus Wagners zur Intimität des Liedes – die amerikanische Sopranistin Cheryl Studer beherrscht all dies auf eine in ihrer Sängergeneration einzigartige Art. Ihre unverwechselbare Stimme mit ihrem Glanz und ihrer Präzision kommt in so unterschiedlichen Rollen wie der Königin der Nacht (Mozart) und Susannah (Carlisle Floyd) zur Geltung. Studer wurde in Midland, Michigan, geboren und lernte schon früh Klavier und Bratsche. Die Schallplatten, die ihre Mutter, eine Rundfunktechnikerin, zu Hause auflegte, brachten sie schließlich auf den Gedanken, Sängerin zu werden. Insbesondere Maria Callas' Album Callas à Paris, das gewissermaßen das Diktum der Zeitschrift Gramophone belegt, „Schallplatten wie diese verändern Menschenleben“, befeuerte ihren Wunsch, Gesangsstunden zu nehmen. Nach ihrer Ausbildung am Oberlin Conservatory of Music und vor ihrem Abschluss an der University of Tennessee wurde sie von Leonard Bernstein entdeckt und verbrachte drei Sommer im Berkshire Music Centre, Tanglewood. Ihrer Begeisterung für die Gattung Lied folgend, belegte Studer 1979 einen Kurs in Österreich, wo ihr Lehrer, der legendäre Bassbariton Hans Hotter, ihr riet, Gesang in Wien zu studieren. Bald darauf erhielt sie ihr erstes professionelles Engagement an der Bayerischen Staatsoper, ihre erste größere Partie jedoch war Violetta in La traviata 1983 in Braunschweig. Sehr bald gelang ihr mit Debüts in Bayreuth, Paris, an der Mailänder Scala, am Covent Garden und an der Met der Aufstieg in die erste Liga ihres Fachs mit einer Vielfalt von Rollen: Elisabeth im Tannhäuser, Mathilde in Guglielmo Tell und Micaela in Carmen. Wenig später, als sie nach Wien gerufen wurde, erweiterte sie ihr Repertoire um Strauss-Heldinnen, von Chrysothemis in Elektra bis hin zur Kaiserin in Die Frau ohne Schatten; zugleich brillierte sie weiterhin in Belcanto-Rollen (Lucia und Semiramide) und sang zum ersten Mal Aida. Studer ist seit 2003 Professorin an der Hochschule für Musik Würzburg und hat sich in jüngerer Zeit aufs Mezzofach verlegt. Eine Vielzahl von Aufnahmen aus den 1980er- und 1990er-Jahren zeigt ihre außergewöhnliche Wandlungsfähigkeit; zwei Alben wurden mit dem Grammy ausgezeichnet: Susannah und Götterdämmerung. Gleichwohl bleibt Strauss der Komponist, mit dessen Musik sie sich am intensivsten beschäftigt hat; sie selbst brachte es auf der Höhe ihrer Karriere auf den Punkt: „Meine Stimme eignet sich von Natur aus für Strauss. Seine Musik erinnert mich immer aufs Neue an die Freude des Singens – er reiht einfach eine weitgespannte Phrase an die andere.“