Zu den Inhalten springen
D'Amore

D'Amore

Garth Knox, Agnès Vesterman

Dauer 54 Min

Marin Marais

Pièces de viole II, Suite No. 1 in D Minor

Roland Moser

Manners of Speaking

Album insights

In der orthodoxen Kirche steht der Begriff "Liturgie" für den Gottesdienst mit Eucharistie, der westlichen Messe vergleichbar. Zurzeit sind im Osten vier Liturgieformen gebräuchlich: Die Liturgie des Johannes Chrysostomus prägt Sonn- und Werktage, während die des Basilius des Großen lediglich zehnmal jährlich gefeiert wird. Am Fest des heiligen Jakobus findet die Liturgie des Jakobus statt, und in der Fastenzeit wird die Liturgie der Vorgeweihten Gaben zelebriert. Alle diese Formen sind musikalisch gestaltet und ähneln in ihrer Struktur der Messe des Westens. Die Feier am Sonntag nimmt meist zwischen anderthalb und zweieinhalb Stunden in Anspruch, was die orthodoxen Gottesdienste für ihre Länge bekannt macht. In der Liturgie des Johannes Chrysostomus lassen sich Elemente wie Introitus, Epistel, Halleluja, Evangelium, Glaubensbekenntnis, Vaterunser und Sanctus wiederfinden.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts bemühte sich die russische Kirchenmusik, sich von fremden Einflüssen zu lösen und zu den alten russischen Kirchengesängen zurückzukehren. Besonders die Moskauer Synodale Schule spielte dabei eine bedeutende Rolle. Rachmaninows 1910 entstandene Liturgie, die noch vor der berühmten Nachtwache komponiert wurde, zeigt deutlich Kastalskys Einfluss. Das Interesse an der geistlichen Musik Russlands wurde durch Tschaikowskys Werke neu geweckt und beeindruckte auch Rachmaninow nachhaltig. Die Uraufführung der Liturgie fand 1910 statt, wurde jedoch wegen ihres "modernistischen Geistes" kritisiert. Der reiche Chorklang und die besonders orchestrale Behandlung des Chores beeindrucken bis heute ebenso wie das Gespür für die liturgische Form. Trotz ihres hohen technischen Anspruchs bleibt die Komposition den Vorgaben der Liturgie verpflichtet. Rachmaninow wünschte sich, dass seine Liturgie ähnlich wie die Vigil breite Anerkennung findet.

Rachmaninow lebte in einer Zeit tiefgreifender spiritueller und musikalischer Veränderungen; seine Liturgie entstand etwa sieben Jahre vor der russischen Revolution. Das Werk wird nicht nur in Russland geschätzt, sondern steht bis heute für die enge Verbindung zur orthodoxen Tradition.