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Clementi: Complete Piano Sonatas, Vol. 4

Clementi: Complete Piano Sonatas, Vol. 4

Howard Shelley

Dauer 137 Min

Album insights

Vier Komponisten dieser Aufnahme repräsentieren eine untergegangene Generation der tschechischen Musik, die im kulturellen Umfeld von Janáček, Zemlinsky, Schönberg und Berg in Mitteleuropa heranwuchs. Oft bleibt unbeachtet, dass Pavel Haas, ein Schüler Janáčeks, wie auch die anderen Komponisten in Auschwitz ermordet wurde. Sie waren jüdische Musiker, die zur falschen Zeit am falschen Ort lebten. Alle vier wurden gemeinsam von Theresienstadt nach Auschwitz deportiert, wo drei sogleich ums Leben kamen. Erst in jüngerer Zeit beginnt man, ihre Werke und deren Bedeutung anzuerkennen, nachdem sie lange unbeachtet geblieben waren.

Hans Krása, Viktor Ullmann und Gideon Klein mussten als jüdische Künstler in der von den Nationalsozialisten besetzten Tschechoslowakei leben. Theresienstadt wurde zum jüdischen Ghetto und Schauplatz eines bemerkenswerten Kapitels der Musikgeschichte. Ursprünglich diente der Ort als Garnisonsstadt zur Verteidigung der Habsburger Monarchie und besaß nie jene Eleganz, wie man sie etwa in Salzburg oder Wien findet. Heute wird Theresienstadt vor allem mit Ghetto und Gefängnis assoziiert.

Trotz der entsetzlichen Bedingungen entstand in Theresienstadt eine lebendige musikalische Kreativität. Das kulturelle Leben entwickelte sich spontan und stellte einen Gegenpol zur NS-Propaganda dar. Musik war zu Beginn verboten, wurde aber heimlich praktiziert. Im Vergleich zu anderen Teilen Europas war das Musikleben in Theresienstadt sogar freier. Als das Rote Kreuz Fragen stellte, präsentierten die Nationalsozialisten das Ghetto als Vorzeigelager. Krásas Kinderoper Brundibár wurde dort häufig aufgeführt.

Obwohl die Umstände schwierig waren, komponierten die Künstler weiterhin. Ullmann betonte, seine schöpferische Tätigkeit sei durch Theresienstadt sogar gefördert worden. Brundibár, die Kinderoper von Krása, wurde dort insgesamt 55-mal gezeigt und gilt als das berühmteste Werk aus dieser Zeit. Krásas Musik zeichnet sich durch Melodik und Schärfe aus. Die Oper erzählt die Geschichte von Aninka und Pepicek, die ihre kranke Mutter unterstützen möchten.

Viktor Ullmann, geboren in Mährisch-Schlesien und Schüler Schönbergs, verband in seinem dritten Quartett wienerischen Charakter mit lyrischer Melancholie. Die Werke, die in Theresienstadt entstanden, spiegeln sowohl die äußeren Umstände als auch autonome musikalische Ideen wider.

Gideon Klein kombinierte den Wiener Stil mit Janáčeks nationalen Einflüssen. Sein Streichtrio folgt einer klassischen dreisätzigen Form. Zusätzlich schrieb er Chorwerke und trat als Begleiter bei Aufführungen im Lager auf.

Pavel Haas, der von Janáček unterrichtet wurde, ließ sich für seine Werke von Sommeraufenthalten in den Affenbergen inspirieren. Sein zweites Streichquartett enthält programmatische Motive und vereint lyrische wie dramatische Passagen.

Diese Musik gewährt einen Einblick in eine tragische Epoche der tschechischen Musikgeschichte.