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Im späten 18. Jahrhundert nahm die Flöte unter den vier betrachteten Musikinstrumenten eine Sonderstellung als einziges Soloinstrument ein. Die vier ausgewählten Werke machen deutlich, dass die Komponisten, die auf verschiedenen musikalischen Gebieten Berühmtheit erlangten, in diesen Kompositionen überraschend neue Facetten zeigten. So war Paisiello vor allem Opernkomponist, Grétry prägte die Opernszene, Stamitz war für seine Sinfonien bekannt und Garth widmete sich der Kirchenmusik. Auffällig ist, wie die Konzerte die für das Heimatland der Komponisten typischen Merkmale wie Form, Melodieführung, Struktur und Harmonik widerspiegeln, was auch Rückschlüsse auf deren Lebensumfeld zulässt.
Bemerkenswert ist, dass bis auf den Engländer alle Komponisten während ihrer Laufbahn häufig reisten und dadurch über die Grenzen ihrer Herkunftsländer hinaus bekannt wurden. John Garth, der sechs Cellokonzerte schrieb, legte in seinen Werken Wert auf einen ausgeprägten, manchmal ungestümen Individualismus. Im Gegensatz dazu waren die kontinentalen Komponisten vielfältigen musikalischen und gesellschaftlichen Strömungen ausgesetzt, was sich in ihrer Musik niederschlug: Paisiello versuchte beispielsweise, in St. Petersburg italienische Musik zu etablieren, während Stamitz vermutlich deutsche Stilelemente verbreitete. Grétry wiederum wählte Paris, das damalige Zentrum des Musiklebens, als seine neue Heimat.
Grétry, in Lüttich geboren, strebte nach Anerkennung und Wohlstand. Nach Studienjahren in Rom bewegte er sich in den Pariser Eliten und machte die italienische Oper in Frankreich populär. Sein Hauptaugenmerk lag auf der melodiösen Ausgestaltung gesungener Texte, wodurch er bedeutende Kontakte zu einflussreichen Schriftstellern und Förderern knüpfte. Auch Paisiello konnte auf die Unterstützung Napoleons zählen, bevor er sich nach vielen Reisen endgültig nach Neapel zurückzog. Seine Berühmtheit verdankt er insbesondere seinen eleganten und melodischen Opern, von denen er mehr als hundert schrieb.
In Deutschland entwickelte sich die Instrumentalmusik zu Hause; hier entstand das Interesse an abstrakten musikalischen Formen, aus denen sich später das Konzert entwickelte. Carl Stamitz, der bedeutendste Vertreter seiner Musikerfamilie, formte maßgeblich den modernen Orchesterklang und die Ausdrucksmöglichkeiten der Instrumente. Sein Bratschenkonzert Opus 1 gilt als zentraler Bestandteil des heutigen Repertoires und demonstriert die vielseitigen Möglichkeiten der Bratsche. Im ersten Satz wird die erweiterte Sonatenform genutzt, wobei die Bratsche in einen reizvollen Dialog mit den Klarinetten tritt.
Das ursprünglich für Cembalo geschriebene Konzert von Paisiello entfaltet auf der Harfe einen besonderen Reiz. Grétrys Komposition erinnert stellenweise an eine Opernszene, vor allem in den Tuttipassagen zu Beginn und am Ende, und trägt die für seine Pariser Opern typische Entschlossenheit und Zuversicht. Die Musik in C-Dur besitzt eine gewisse dramatische Wirkung, wobei die Flöte phasenweise wie eine Bühnenfigur oder ein Heldentenor erscheint. Weshalb der Kirchenmusiker Garth dieses Konzert schrieb, ist nicht abschließend geklärt; seine kraftvolle Cellomusik illustriert jedoch, wie sich das moderne Konzert aus dem barocken Concerto Grosso des 18. Jahrhunderts weiterentwickelte.