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Charles Villiers Stanford erlangte in Cambridge vor allem durch seine Tätigkeit als Musikdirektor am Trinity College Bekanntheit, wobei die Orgel eine zentrale Rolle spielte. Darüber hinaus trat er als Pianist bei den von der Cambridge University Musical Society (CUMS) initiierten „Populären Mittwochskonzerten“ auf, einer Kammermusikreihe, deren Organisation er maßgeblich prägte. Weniger im Bewusstsein ist, dass Stanford in jungen Jahren eine bemerkenswerte Virtuosität als Geiger besaß – ein Talent, das laut seinem Lehrer Richard Michael Levey (O’Shaughnessy) zunächst nicht offensichtlich war. Joachim, der Stanfords Entwicklung aufmerksam verfolgte, schlug gemeinsam mit Sterndale Bennett vor, dass Stanford zwischen 1874 und 1876 seine Studien in Deutschland fortsetzen solle; dies begründete eine dauerhafte künstlerische Verbindung mit Joachim.
Nach einem erfolgreichen Cambridge-Konzert, bei dem Joachim als Solist Werke von Beethoven und Bach spielte, festigte sich das Verhältnis zwischen Stanford und Joachim weiter. Sie pflegten bis zu Joachims Tod im Jahr 1907 einen intensiven Briefwechsel, aus dem ihre gegenseitige Verbundenheit deutlich wird. Stanford adressierte Joachim als „Carissimo J.J.“, während dieser oft mit „Biggler Joe“ unterschrieb. Im Jahr 1888 wurde Stanford zum Professor für Musik in Cambridge berufen und erhielt gleichzeitig einen Ehrendoktor. Sein Schaffen umfasste zahlreiche Gattungen – von Oper und Sinfonie über Chor- und Kammermusik bis zu Liedern. Ein ausschließlich Stanford gewidmetes Konzert in Berlin, das mit Unterstützung von Hans von Bülow und Joachim realisiert werden sollte, war Teil seiner Pläne.
Die Suite op. 32, ein zentrales Werk der Romantik, verband Tradition und Moderne und war zugleich Joachims gewidmet. Besonders das Berliner Konzert im Januar 1889, bei dem Stanfords Werke sehr positiv aufgenommen wurden, gehörte zu den Höhepunkten. Stanford zeigte sich für Joachims Unterstützung dankbar und betrachtete das Konzert als entscheidenden Moment seiner Laufbahn. In seiner Violinsuite verband er geschickt alte und neue Stilelemente zu einer unverwechselbaren musikalischen Synthese.
Das Violinkonzert in D-Dur wurde unter anderem von Fritz Kreisler aufgeführt, blieb aber hinter den Erwartungen hinsichtlich seiner Anerkennung zurück. Dennoch demonstrierte das Werk Stanfords Fähigkeit, unterschiedliche Stilrichtungen zu vereinen, insbesondere im lyrisch gestalteten langsamen Satz „Canzona“, der seine Meisterschaft in Lyrik und Orchestrierung unter Beweis stellte. Das heitere Finale hob sich mit seinem tänzerischen Charakter deutlich von den vorherigen Sätzen ab.
Insgesamt zeigt Stanfords Schaffen eine außergewöhnliche Kombination aus verschiedenen Stilen und Techniken, bei der sowohl klassische als auch zeitgenössische Elemente zu einer persönlichen künstlerischen Handschrift verschmolzen.