Album insights
Das 20. Jahrhundert zeigte uns die tiefgreifenden und oft zerstörerischen Auswirkungen politischer Entwicklungen auf Künstlerschicksale und deren Schaffen. Zwischen zwei begabten Komponisten mag oberflächlich wenig Unterschied bestehen, doch die "anderen Merkmale" erweisen sich als entscheidend. Ein Musiker mit bescheidener Herkunft fand durch absurde Umstände sein Ende in einem Konzentrationslager und geriet beinahe in Vergessenheit - nur eines von zahlreichen solcher tragischen Schicksale.
Prag war in den 1890er Jahren eine Stadt mit reichem kulturellem Leben. Das musikalische Talent von Ervín Schulhoff wurde früh erkannt und durch seine unterstützende Familie gefördert. Als Soldat im Ersten Weltkrieg kämpfte er an der italienischen Front - eine Erfahrung, die seine musikalische Ausdrucksweise und Weltanschauung nachhaltig beeinflusste. Nach Kriegsende etablierte sich der talentierte Pianist in der Avantgarde-Szene und interpretierte die modernsten Kompositionen seiner Zeit.
Nach vielen schwierigen Erlebnissen, dem Zusammenbruch von Reichen und dem politischen Chaos, trat Schulhoff schließlich der Kommunistischen Partei bei, während gleichzeitig die Nationalsozialisten an die Macht kamen. Seine jüdische Herkunft und kommunistische Gesinnung führten zu seiner Inhaftierung in einem Konzentrationslager, wo er verstarb. Seine Werke wurden vernachlässigt und seine symphonischen Arbeiten blieben unvollendet.
Schulhoffs Œuvre umfasst verschiedenste Kompositionen - von Symphonien über Konzerte bis hin zu Kammermusik. Als Jazz-Pianist erregte seine Musik Aufmerksamkeit und reflektierte seine bewegte Biographie, von den Kriegserfahrungen bis zur Verfolgung durch das Nazi-Regime.
Im Gegensatz dazu stammte der Komponist Bohuslav Martinu aus katholischem Hause und verfolgte andere künstlerische Ziele als Schulhoff. Nach seinem Umzug nach Paris schuf Martinu dort zahlreiche Werke. Sein Sextett wurde für seine strukturelle Innovation und Geschlossenheit bewundert und fand internationale Anerkennung.
Mit Kriegsbeginn flüchtete auch Martinu nach Amerika, wo er ein aufgeschlossenes Publikum fand und unermüdlich komponierte. Während der Kriegsjahre widmete er sich vorwiegend symphonischen Werken. Die Nachkriegszeit verbrachte er wieder in Europa, wo er Komposition unterrichtete. Seine Musik vereint verschiedene Einflüsse, darunter auch Elemente aus der böhmisch-mährischen Tradition.
Robert Matthew-Walker verfasste eine eingehende Analyse der Werke von Schulhoff und Martinu, die sowohl ihre einzigartigen musikalischen Beiträge als auch ihre turbulenten Lebensgeschichten beleuchtet.