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Blow, Boyce & Handel: Music for St Paul's

Blow, Boyce & Handel: Music for St Paul's

St Paul's Cathedral Choir, The Parley of Instruments, John Scott

Dauer 75 Min

Album insights

Im Wandel vom 19. zum 20. Jahrhundert prägte die musikästhetische Auseinandersetzung mit dem "Erhabenen" gegenüber dem "Schönen" die Werke vieler Komponisten, wie von Kant und dem britischen Kritiker W. J. Turner hervorgehoben wurde. Die Debatten erstreckten sich auch auf grundlegendere Ebenen, etwa den Kontrast zwischen "Schönheit" und "Hübschheit". Ein junger französischer Kontrabassist äußerte nach dem Besuch von Le Sacre du printemps sein Unbehagen mit den Worten "nicht hübsch", während seine Begleiterin beharrlich auf der "Schönheit" des Werkes bestand.

Wer als Franzose nach 1870 ein Streichquartett komponierte, stand vor einer zweifachen Herausforderung: Einerseits musste er seine Position in der französischen Musiklandschaft finden, andererseits trat er unweigerlich in Beethovens gewaltigen Schatten. Diese Komponisten befanden sich zwangsläufig im Dialog mit dem ehrwürdigen Erbe, unabhängig von ihrer bisherigen künstlerischen Entwicklung. Künstlerischer "Respekt" - in positiver wie negativer Ausprägung - wurde von Komponisten wie Debussy und Strawinski thematisiert.

Paul Marie Théodore Vincent d'Indys Werdegang wurde entscheidend von seiner Herkunft und Ausbildung beeinflusst. Anders als Fauré, der erst mit fast achtzig Jahren sein erstes Streichquartett schuf, zeigte sich d'Indy bereits in jüngeren Jahren äußerst schaffensfreudig. Seine Kompositionen offenbarten eine Nähe zur deutschen Tradition, während er gleichzeitig innovative Wege beschritt und Inspirationen von Franck aufnahm.

Nach intensiven Auseinandersetzungen und Kontroversen zwischen Komponisten wie Chausson und Debussy entwickelte sich allmählich eine gelungene Verschmelzung des Schönen, Erhabenen und Hübschen. Werke wie Chaussons posthum vollendetes Streichquartett demonstrieren einen reifen Umgang mit musikalischen Idealen, während d'Indy und seine Schüler eine Brücke zur deutschen Tradition schlugen.

Chaussons tragischer Tod und die nachträgliche Fertigstellung seines Streichquartetts durch d'Indy lösten tiefgründige Diskussionen über den künstlerischen Wert und die Entwicklung der französischen Musik des späten 19. Jahrhunderts aus. Die Vielschichtigkeit dieser Kompositionen reflektiert den kulturellen und künstlerischen Zeitgeist dieser Epoche.