Album insights
Die bedeutenden Komponisten Jacobus Vaet und Johannes de Cleve stehen stellvertretend für die franko-flämische Polyphonie bis zum Ende des 16. Jahrhunderts. Flandern entwickelte sich damals zu einem Zentrum musikalischer Neuerungen, wobei flämische Künstler in den habsburgischen Hofkapellen in Wien, Madrid und Brüssel wirkten. Diese Musiker pflegten nicht nur einen intensiven künstlerischen Austausch, sondern unterstrichen auch die politische Relevanz ihrer Musik bei zeremoniellen Veranstaltungen des Kaiserhauses.
Jacobus Vaet, vermutlich 1529 in Kortrijk geboren, starb bereits am 8. Januar 1567 in Wien. Seine Kompositionen wurden von Kaiser Ferdinand I. und dessen Nachfolger Maximilian II. hochgeschätzt. Vaet unterhielt künstlerische Beziehungen zu anderen flämischen Komponisten wie Orlando di Lasso und entwickelte einen Stil, der zwischen Palestrina und Lasso einerseits und der vorherigen Generation um Nicolas Gombert und Clemens non Papa andererseits anzusiedeln ist.
Johannes de Cleve, etwa 1529 geboren und am 14. Juli 1582 verstorben, war vermutlich im Herzogtum Cleve geboren worden. Als angesehener Komponist am Hof von Ferdinand I. und Karl II. erlangte auch er große Anerkennung innerhalb der Habsburgerdynastie. De Cleve zeichnete sich besonders durch seine Parodiemessen aus.
Vaets kompositorischer Schwerpunkt lag auf Motetten, in denen er eine besondere Meisterschaft im Umgang mit verschiedenen kontrapunktischen und satztechnischen Mitteln zeigte. Sein Stil wurde offensichtlich von Nicolas Gombert geprägt, während zwischen ihm und Orlando di Lasso ein gegenseitiger Einfluss erkennbar ist. So orientierte sich Lasso in seinen mehrchörigen Werken weniger am venezianischen Coro-spezzato-Stil, sondern vielmehr an Vaets mehrchörigen Kompositionen.
Beide Komponisten verfassten Trauermusiken auf den Tod von Clemens non Papa. Vaets sämtliche Messen sind Parodiemessen über eigene oder fremde Vorlagen, wobei sogar Doppel-Parodien existieren, die eine außergewöhnliche kontrapunktische Kunstfertigkeit demonstrieren. Seine Messen "Tityre, tu patulae" und "Vitam quae faciunt beatiorem" basieren auf Motetten von Lasso bzw. auf einer eigenen Motette, die selbst schon eine Parodie einer Lasso-Motette darstellt.
Die Werke dieser Komponisten gewähren Einblicke in die musikalischen Vorlieben und Entwicklungen der kaiserlichen Kapellen des 16. Jahrhunderts und spiegeln den Glanz der habsburgischen Herrscher wider, ganz im Sinne des humanistischen Zeitgeistes.