Album insights
Im ersten Teil des Programms wird der Klangreichtum der Musik des 13. und 14. Jahrhunderts betrachtet. Ein besonderer lateinischer Virelai mit dem Namen Laus detur multipharia beeindruckt durch seine außergewöhnliche Schönheit und erinnert an die Ars subtilior. Matteo da Perugias Werk Belle sans per stellt in diesem Zusammenhang ein bemerkenswertes Beispiel dar, das sowohl Charakteristika des 14. Jahrhunderts als auch Einflüsse späterer Kompositionen aufweist. Das Stück Quant la douce jouvencelle verkörpert wiederum die elegante Einfachheit des beginnenden 15. Jahrhunderts.
Die liturgischen Kompositionen der englischen Ars Nova im Old Hall Manuskript zeigen beachtliche Neuerungen. Die Werke von Cooke und einem unbekannten Komponisten demonstrieren außerordentliches handwerkliches Können und rhythmische Flexibilität. Sie erzeugen eine üppige Klangfülle, ohne dabei ihre rhythmische Dynamik zu verlieren, selbst bei experimentellen Ansätzen. Besonders bemerkenswert ist die Hinzufügung einer fünften Stimme in den abschließenden Tonfolgen.
Der zweite Programmabschnitt widmet sich den Conducti, darunter das alte Werk In Rama sonat gemitus. Diese einstimmigen Kompositionen zeigen französische und englische Einflüsse. Der dreistimmige Satz des Ave Maria begeistert mit seinem unverkennbar englischen Stil. Flos in monte cernitur behandelt ein weiteres Thema und verdeutlicht die Vielseitigkeit der Conducti-Literatur.
Die Entstehung der Motette um 1220 in Nordfrankreich bewirkte eine Veränderung in Rhythmus und musikalischem Geschmack. Diese Entwicklung wird durch Kompositionen wie Virgo plena gratie und Je ne puis/Par un matin/Le premier jor/IUSTUS veranschaulicht. Motetten integrierten Wörter in die Gesänge und führten zu rhythmischen Innovationen. Die Komplexität und Vielfalt in Werken wie Je ne puis/Par un matin/Le premier jor/IUSTUS zeugt von der schöpferischen Kraft dieser Epoche.
Die auf einer mittelalterlichen Fiedel vorgetragene Instrumentalmusik besteht nur aus Estampies. Diese Stücke forderten die Solisten heraus und sollten das Publikum in ihren Bann ziehen. Ihre verschlungenen Strukturen erfordern höchste Konzentration für eine klare und präzise Darbietung der Melodien. Johannes de Grocheio beschrieb Estampies um 1300 als Melodien mit komplizierter Struktur, die Aufmerksamkeit und Bewunderung hervorrufen.