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Im September 1894 reflektierte Johannes Brahms über das Wiederauftauchen einer Melodie aus einem seiner frühen Werke. Bereits im Frühjahr desselben Jahres hatte er deutsche Volkslieder gesammelt, wobei das letzte Lied die gleiche Melodie wie ein Satz seiner ersten Klaviersonate verwendete. Für Brahms bedeutete diese Verbindung einen symbolischen Abschluss seines musikalischen Schaffens.
Schon seit längerer Zeit betrachtete Brahms sein Werk als abgeschlossen. Nach Vollendung seines Streichquintetts G-Dur op. 111 im Jahr 1890 hegte er Zweifel, ob er noch größere Kompositionen schaffen würde. Dennoch überraschte er seine Freunde, als er 1891 in Bad Ischl sein Testament verfasste. Die Begegnung mit dem Klarinettisten Richard Mühlfeld schenkte ihm neue Inspiration, was zur Entstehung von Werken wie dem Klarinettentrio und dem Klarinettenquintett führte.
In Brahms’ späten Kompositionen zeigt sich häufig ein Bewusstsein für die Endlichkeit des Lebens. Nach Clara Schumanns Tod im Jahr 1896 schrieb er elf Choralvorspiele, die mit „O Welt, ich muss dich lassen“ endeten. Das Motiv der absteigenden Terzen durchzieht viele seiner späteren Klavierstücke.
Beim Verlust von Weggefährten wie seiner Schwester Elise und anderen bekannten Persönlichkeiten fand Brahms Trost in seinen Klavierwerken. Die Sammlung „Fantasien“ op. 116 umfasst drei Capricci und vier Intermezzi, wobei das Motiv der fallenden Terzen in jedem Stück präsent ist.
Die „Drei Intermezzi“ op. 117 bezeichnete Brahms als „Wiegenlieder meiner Schmerzen“. Das erste Intermezzo basiert auf einem schottischen Gedicht, das die zarte und melancholische Stimmung des Werks unterstreicht. Die Tonarten und Atmosphären der drei Stücke sind einander ähnlich und vermitteln eine bestimmte emotionale Färbung.
Die „Sechs Klavierstücke“ op. 118 unterscheiden sich von den vorangegangenen Zyklen durch die Bezeichnungen „Ballade“ und „Romanze“. In jedem Stück zeigt sich Brahms’ großes Können im Umgang mit Form und Ausdruck, wobei häufig Tonartenwechsel auftreten.
Schon das frühe „Scherzo“ op. 4 in es-Moll, das Brahms im Sommer 1851 im Alter von achtzehn Jahren schrieb, offenbart seinen individuellen Stil und seine kraftvolle Kompositionsweise.