Album insights
Frederick Delius (1862–1934) ist heute vor allem für seine Orchesterwerke wie „Brigg Fair“ und „On hearing the first cuckoo in Spring“ bekannt, doch kommt dem Liedschaffen in seinem Gesamtwerk eine ebenso zentrale Rolle zu. Die Singstimme nimmt in seiner Musik eine herausragende Stellung ein, und seine Lieder spiegeln das internationale Leben eines Komponisten wider, der neben Englisch auch Deutsch, Norwegisch und Französisch beherrschte. Insgesamt hat Delius mehr als 62 Lieder komponiert und dabei Gedichte in norwegischer, dänischer, englischer, deutscher, französischer und schwedischer Sprache vertont.
Geboren wurde Delius als Sohn deutscher Eltern in Bradford, England. Den Großteil seines Lebens verbrachte er jedoch außerhalb Großbritanniens, vor allem im französischen Grez-sur-Loing bei Fontainebleau. Seine musikalische Entwicklung wurde stark von seiner Arbeit im Wollgeschäft seines Vaters und von seinen Reisen nach Frankreich, Schweden und Norwegen geprägt. Die Eindrücke dieser Reisen beeinflussten sein Schaffen nachhaltig; insbesondere Norwegen spielte aufgrund persönlicher Freundschaften, etwa mit Edvard Grieg, eine besondere Rolle für ihn.
Während seiner elf Jahre in Paris pflegte Delius intensive Kontakte zu Künstlern und Schriftstellern wie Paul Gauguin, Edvard Munch und August Strindberg. In dieser Zeit entstanden auch Werke wie das Orchesterstück „Paris“. Die Vertonungen französischer Lyrik, etwa Gedichte von Paul Verlaine, offenbaren eine nach innen gerichtete Seite seines Werks. Auch in Deutschland fand Delius Anerkennung, unter anderem durch Vertonungen von Texten Friedrich Nietzsches und Heinrich Heines. Im Zuge der keltischen Renaissance widmete er sich Gedichten von Fiona Macleod, wie das Stück „I-Brasîl“ belegt.
Im Ersten Weltkrieg, als er gezwungen war, England zu verlassen, entstanden auf Anregung der Mäzenin Maud Cunard die „Four Old English Lyrics“. Delius wählte die Texte für seine Lieder mit großer Sorgfalt und bevorzugte oft handschriftliche Übersetzungen. Bei der Vertonung von Shelleys „Liebesphilosophie“ bestand er darauf, den englischen Originaltext zu verwenden, was zu Diskussionen mit Verlegern über Übersetzungsfragen führte.
Die Erwähnung von Grieg und Delius in den Studien von Lionel Carley und in der Korrespondenzsammlung „Delius: A Life in Letters“ (Scolar Press, 1983 und 1988) vermittelt ein Bild von der vielschichtigen musikalischen Entwicklung eines Komponisten, der sich von kultureller Vielfalt und sprachlicher Offenheit inspirieren ließ.