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Im Alter von zwanzig Jahren eröffnete sich Franz Schubert eine neue Lebensphase: Er verließ seine anstrengende Tätigkeit an der Schule seines Vaters und zog in das elegante Heim seines Freundes Franz von Schober. Dort gab er auch das Studium bei Antonio Salieri auf, der ihn vom Gebrauch der deutschen Sprache abzuhalten versuchte. Trotz Salieris kosmopolitischer Ausrichtung schrieb Schubert allein in den Jahren 1815 und 1816 rund 250 Lieder. Unterstützt vom Bariton Johann Michael Vogl begann sein Name in Wien bekannter zu werden, doch mit dem Jahr 1817 wandte sich Schubert verstärkt der Komposition von Klaviersonaten zu und das Liedschaffen trat in den Hintergrund.
Nachdem er 1815 zwei Sonatenfragmenten hinterlassen hatte, entdeckte Schubert das Genre der Klaviersonate neu für sich. Das moderne Instrument im Hause Schober inspirierte ihn möglicherweise, und er strebte danach, sich mit anspruchsvollen Instrumentalwerken zu etablieren. Obwohl ihm die Virtuosität eines Konzertpianisten fehlte, komponierte Schubert Sonaten für das breite, nicht-professionelle Publikum. 1817 entstanden drei dieser Werke, von denen er sich eine schnelle Veröffentlichung erhoffte, die jedoch ausblieb.
Die erste vollendete Klaviersonate in a-Moll demonstriert Schuberts Fähigkeit, zwischen klassischer Tradition und romantischer Ausdrucksstärke zu vermitteln. Im ersten Satz lassen sich Spuren Beethovens erkennen, doch bald beginnt Schubert, die tonale Sicherheit zu unterlaufen. Der zweite Satz, ein ruhiges Rondo in E-Dur, leitet schließlich zu einem Finale über, das das Hauptthema in a-Moll erneut aufgreift.
Obwohl sich Schuberts Gesundheitszustand zunehmend verschlechterte, arbeitete er mit größter Intensität. Im September 1828 vollendete er vier bedeutende Werke, darunter das berühmte Streichquintett in C-Dur. Seine letzten Sonaten – D958, D959 und D960 – bilden den Höhepunkt seines Schaffens und belegen seine stilistische Vielfalt. In diesen Kompositionen spiegeln sich tiefe Gefühle wie Pathos, Schmerz und Lebensfreude wider.
Johannes Brahms beschäftigte später die Frage, wie nach Beethoven Neues möglich sei. Die Unterschiede zwischen Schubert und Beethoven sind klar zu erkennen, vor allem in Schuberts lyrischem Stil und seinen harmonischen Entwicklungen. Trotz ähnlicher Motive unterscheiden sich ihre musikalischen Ausdrucksweisen stark. Schuberts letzte Sonaten verraten große Tiefe und Vielschichtigkeit und belegen sein außergewöhnliches Erbe.