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Carl Loewe: Songs & Ballads

Carl Loewe: Songs & Ballads

Florian Boesch, Roger Vignoles

Dauer 61 Min

Komponist:innen


Album insights

Michael Tippett, geboren 1905 in London, verbrachte seine Kindheit in Suffolk, geprägt von Wohlstand, aber auch von schwierigen Erfahrungen. Die Zeit des Ersten Weltkriegs und belastende Erlebnisse während seiner Schuljahre hinterließen Spuren in seiner Entwicklung. Als junger Mann setzte er sich bewusst mit seiner Homosexualität, seinem Pazifismus und seinen linken Ansichten gegen gesellschaftliche Normen zur Wehr.

Sein Musikstudium am Royal College of Music in London begann Tippett 1923, nachdem seine Eltern ihm dies nach langem Zögern gestattet hatten. Dort widmete er sich Violine, Klavier und Komposition, wobei er besonderes Interesse am Kontrapunkt zeigte und von Lehrern wie Charles Wood, C. H. Kitson sowie R. O. Morris beeinflusst wurde. Nach Abschluss seines Studiums blieb er zunächst als Musik- und Französischlehrer tätig, bevor er sich ganz auf das Komponieren konzentrierte und sich mit verschiedenen musikalischen Ansätzen auseinandersetzte. Frühere Werke zog er zurück, doch 1935 fand sein Schaffen mit einem Streichquartett erstmals zu einer eigenen Handschrift.

Unmittelbar vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs begann Tippett mit der Arbeit an seiner ersten Sinfonie, die während seiner Haftzeit in Wormwood Scrubs konzipiert wurde. Sein Anspruch war es, eine eindringliche und unbequeme Sinfonie zu schaffen, die sich an Beethoven orientierte. Durch strenge kontrapunktische Arbeit und ein ausdrucksstarkes Adagio entstand ein Werk, das auch Einflüsse von Sibelius erkennen ließ. Das Finale bildete einen dramatischen Abschluss, während die Sinfonie insgesamt eine Auseinandersetzung mit musikalischer Tradition darstellte.

Die Premiere der Sinfonie Nr. 1 verlief eher unscheinbar und Tippetts Ansehen erlitt vorübergehend Einbußen. Erst elf Jahre später entstand die zweite Sinfonie, die von Festlichkeit und Erneuerung gekennzeichnet war. Mit ihrer viersätzigen Struktur offenbarte sie Tippetts Hinwendung zu einer reiferen, expressiven Tonsprache, wobei jeder Satz eine eigene Grundstimmung transportierte und das Werk durch rhythmische Energie und farbenreiche Klänge bestach.

Tippetts Sinfonien markieren bedeutende Stationen auf seinem kompositorischen Weg. Trotz Rückschlägen und Missverständnissen gelang es ihm, seine musikalischen Vorstellungen in charakteristischen Werken wie der zweiten Sinfonie zu verwirklichen.