Album insights
Dimitar Nenow (1901–1953) galt als außergewöhnlich vielseitige Persönlichkeit: Er war nicht nur Pianist, Komponist und Architekt, sondern auch Pädagoge, Radioproduzent sowie eine prägende Figur des öffentlichen Lebens. In vielen europäischen Ländern wie Deutschland, Österreich, Italien, Tschechien, Polen, Ungarn, Serbien, Rumänien und natürlich in Bulgarien fanden seine Konzerte große Anerkennung. Er trat als Solist mit verschiedenen Orchestern auf und nahm 1949 als Jurymitglied am renommierten Chopin-Wettbewerb in Warschau teil. Zu seinen architektonischen Werken zählen Bahnhofsgebäude und auch der Baldachin vor dem Haupteingang der Sofioter Alexander-Newski-Kathedrale. Als Musikredakteur bei Radio Sofia gründete er 1930 das erste Rundfunkorchester Bulgariens und setzte sich für die Entwicklung der bulgarischen Musiklandschaft ein. Daneben lehrte er als Professor an der Musikakademie und beeinflusste zahlreiche Musiker nachhaltig. Seine Kompositionen verbinden klassische Formen, bulgarische Volksmusik und moderne Stilrichtungen miteinander. Nach der Machtübernahme durch die Kommunisten im Jahr 1944 geriet Nenow in eine schwierige Lage, da seine Herkunft und seine fehlende Parteitreue ihm Schwierigkeiten bereiteten. Seine Werke wurden von Aram Chatschaturjan kritisiert, Aufnahmen vernichtet und sein Archiv zensiert. Mehrere seiner Kompositionen blieben unvollendet. Postum wurde Nenow 1953 zwar mit dem Dimitrow-Preis ausgezeichnet, doch blieb eine breitere Anerkennung aus, und seine Musik war im Ausland kaum bekannt. Das 1936 entstandene Klavierkonzert vereint klassische, romantische und moderne Elemente mit bulgarischer Folklore und ist als groß angelegtes Werk in einem Satz mit drei Abschnitten konzipiert. Die Themen werden kunstvoll verwoben und entwickelt. Die Ballade Nr. 2 für Klavier und Orchester, die als sein bulgarischstes Werk gilt, greift Motive aus bulgarischen Volkstänzen auf und zeichnet sich durch eine intensive motivische Arbeit aus, die auf einem schlichten Volkslied basiert. Erstmals außerhalb Bulgariens wurde Nenows Musik vom Royal Scottish National Orchestra eingespielt. Die Initiative dazu ging von Ivo Varbanov aus, der auch als Solist auftrat. Da seine Werke bislang unveröffentlicht waren, mussten die Partituren eigens für diese Produktion erstellt werden. Das Klavierkonzert und die Ballade zählen zu den wichtigsten Zeugnissen von Nenows schöpferischem Talent als Komponist und Architekt.