Album insights
Über einen Zeitraum von mehr als vier Jahrzehnten wandte sich Franz Liszt immer wieder dem Komponieren von Liedern zu und unterzog seine Werke dabei ständigen Überarbeitungen, um neue musikalische Ausdrucksmöglichkeiten zu erschließen. Obwohl Liszt ein Kosmopolit war und sich an Texten unterschiedlichster Herkunft orientierte, fokussiert sich die Interpretation dieser Aufnahme auf seine Beziehungen zu den literarischen Kreisen in Paris und Weimar. Die Auswahl der vertonten Gedichte, die von bekannten Namen wie Goethe und Heine bis hin zu eigenen und befreundeten Dichtern reicht, zeugt von Liszts enger Beziehung zur Poesie. Besonders in seinen späten Weimarer Liedern spiegeln sich Trauer und ein neuer, von Bitterkeit geprägter Stil wider. Die Faszination für das Lied und seine beständige Neugestaltung trieb Liszt zu intensiven Revisionen und neuen Kompositionen, wobei ihm die Sänger aus Weimar dabei halfen, die Inhalte seiner Werke weiterzutragen.
Ein bedeutendes Beispiel ist die Vertonung von Goethes „Freudvoll und leidvoll“ aus „Egmont“, in der Clärchen, die Geliebte des Protagonisten, ihre widersprüchlichen Gefühle zum Ausdruck bringt. Liszt schuf hierzu zwei musikalische Fassungen, die jeweils verschiedene emotionale Aspekte des Gedichts herausarbeiten: Die erste entstand nach einer schwierigen Lebensphase, während die zweite, voller Dramatik und Leidenschaft, im Jahr 1848 komponiert wurde. Ebenfalls herausragend ist Liszts Vertonung der „Loreley“, inspiriert von Heines Dichtung. Die Musik erfasst die geheimnisvolle und tragische Aura der sagenhaften Gestalt und nimmt den Zuhörer mit auf eine emotionale Reise, die schließlich in einer dramatischen Auflösung mündet.
Georg Herweghs Gedicht „Ich möchte hingehn“ regte Liszt zu einer tief bewegenden Vertonung an, die Themen wie Leben und Tod eindrucksvoll musikalisch verarbeitet. Der Sänger sinniert über den Wunsch nach einem friedlichen Tod, der ihm letztlich durch sein gebrochenes Herz verwehrt bleibt. Auch Friedrich Rückerts „Ich liebe dich“ wurde durch Liszt schlicht und ausdrucksstark vertont. Diese Lieder spiegeln Liszts innovative harmonische Sprache und seine künstlerische Tiefe wider. Besonders eindrucksvoll ist der „Liebestraum Nr. 3“ nach Ludwig Uhlands Gedicht „Hohe Liebe“, in dem die Idee der über den Tod hinaus bestehenden Liebe musikalisch zart und lyrisch umgesetzt wird.
Franz Liszt überzeugte nicht nur als Komponist, sondern auch als einfühlsamer Gestalter bedeutender Lyrik. Seine Werke zeichnen sich durch eine starke Bindung an die Dichtkunst aus, deren emotionale Kraft er mit seiner Musik auf unverwechselbare Weise hörbar machte.