Album insights
Strawinsky, einer der bedeutendsten Komponisten des 20. Jahrhunderts, widmete sich intensiv der Auseinandersetzung mit stilistischen Fragen. Als Christopher Isherwood ihn einmal um einen Ratschlag bat, empfahl Strawinsky, nach Vorbildern Ausschau zu halten. In seinem Schaffen, das von frühen Kompositionen wie dem Feuervogel bis hin zu späteren Werken mit seriellen Einflüssen von Webern und Krenek reicht, lassen sich zahlreiche Inspirationen erkennen.
Gerade in den neoklassizistischen Stücken Strawinskys treten teils unerwartete Bezugsquellen auf. Seine Stilwahl wich oft von gängigen Konventionen ab und war darauf ausgelegt, gängige Erwartungen herauszufordern. Wahrscheinlich ist Mavra seine erste konsequent neoklassizistische Oper, in der er sich auf russische Musik aus dem 19. Jahrhundert bezieht. Unter dem Einfluss Tschaikowskys entstand so ein komplexes Werk, das traditionelle musikalische Elemente neu zusammenführt und interpretiert.
Obwohl der Einfluss anderer Komponisten in Mavra deutlich wird, entwickelte Strawinskys Musik eine eigene Dynamik und schöpferische Energie. Er verstand es, unterschiedliche Stilelemente aufzunehmen und zu einer unverwechselbaren Tonsprache zu verschmelzen. Auch Der Feenkuss ist ein Beispiel für eine originelle Bearbeitung von Tschaikowskys Material.
Das Werk Scènes de ballet knüpft subtil an die Tradition des erzählenden Balletts an. Für die Broadway-Produktion „The Seven Lively Arts“ im Auftrag von Impresario Billy Rose komponierte Strawinsky eine Tanzsuite, die seine ästhetische Strenge mit ironischer Provokation verband. Damit wurde das Bühnenprogramm, das Komiker, Lieder und weitere Darbietungen umfasste, um eine eigenwillige Facette erweitert. Die Aufführungen von Scènes de ballet stießen auf geteilte Resonanz und spiegelten die Herausforderungen wider, denen amerikanische Veranstalter bei Strawinskys Musik gegenüberstanden.