Album insights
Federico Mompou erschuf eine Klangwelt, die Stephen Hough als „Musik der Verdunstung“ beschrieb – ein Ansatz, der in der Kompositionswelt ungewöhnlich erscheint. Während viele Komponisten ihr Material durch das Hinzufügen neuer Ideen verdichten, lässt Mompou seine musikalischen Strukturen bewusst zerfließen und verzichtet auf stabile Verbindungen oder ausgeprägte Kontrapunkte. So schweben seine Klänge oft schwerelos im Raum.
Música callada verlangt vom Hörer, sich auf eine Musik einzulassen, die keine eindeutigen Lösungen anbietet und sich jeder klaren Deutung entzieht. Die Komposition wirkt wie eine Zusammenfassung von Mompous künstlerischen Vorlieben, bleibt aber immer offen für Wandlung und neue Ansätze, statt endgültige Antworten zu liefern.
Der Titel „Música callada“ geht auf den spanischen Mystiker Johannes vom Kreuz zurück, der nach spiritueller Vereinigung strebte. Mompou verstand darunter Musik, die über Worte hinausgeht und als Vermittlerin zwischen den Welten fungiert. Seine Werke präsentieren fein gearbeitete Miniaturen, die sein Innerstes offenbaren, ohne dabei auf klassische Formen zurückzugreifen. Parallelen zu Erik Saties Solo-Klaviermusik werden sichtbar: Mompou bevorzugt einen pandiatonischen Stil und eine harmonische Vielfalt, wodurch er eine Mischung aus Strenge und spontaner Improvisation erreicht.
Obwohl Música callada zurückhaltend und geheimnisvoll bleibt, spiegelt sie musikalische Traditionen wider und verweist auf Größen wie Fauré, Satie und Chopin. Mompous Kompositionen zeugen zudem von einer Wertschätzung für Jazzharmonien und kristalline Klangstrukturen, vergleichbar mit Morton Feldman. Durch Reduktion und das Spiel mit Stille fordert Mompou die Zuhörer heraus, ihre eigenen Empfindungen und Gedanken über Musik zu reflektieren.