Album insights
Im Italien des 14. Jahrhunderts blühte eine eigenständige Musiklandschaft, die im frühen 15. Jahrhundert verstärkt von französischen und nordeuropäischen Komponisten beeinflusst wurde. Die vorliegende CD setzt sich mit dem Kontrast zwischen dem italienischen und dem übernommenen französischen Repertoire auseinander. Die Titel 1 bis 9 belegen die Vitalität der italienischen Tradition zu Zeiten von Petrarca und Boccaccio. Besonders die monophone Ballade „Amor mi fa cantar a la Francesca“ aus dem vatikanischen Manuskript Rossi 215 lässt erahnen, wie junge Adlige in toskanischen Villen während der Pest von 1348 musizierten. Ebenso veranschaulicht das polyphone Stück „Quando i oselli canta“ den typischen Trecento-Stil und macht dessen formale Besonderheiten deutlich. Ein Madrigal, das die charakteristische Zweistimmigkeit dieser Epoche verkörpert, zeigt die komplexe Interaktion der Stimmen, wobei die untere Stimme häufig eine klare Melodie trägt und die obere als Verzierung fungiert. Um die spätere norditalienische Polyphonie zu illustrieren, werden Instrumentalstücke aus dem fränkisch-italienischen Repertoire und Balladen von Florentiner Meistern wie Francesco Landini und Andreas de Florentia herangezogen. Aus dem italienischen Manuskript Canonici misc. 213 werden Kompositionen im Rondeau-Format ausgewählt, die die Entwicklung des Liedgenres im 15. Jahrhundert veranschaulichen. Andreas de Florentia, der 1375 dem Servitenorden in Florenz beitrat, und Francesco Landini prägten mit ihrem ausgereiften zweistimmigen Stil die Musik ihrer Zeit. Die CD enthält zudem eine lateinische Motette aus dem Codex Faenza sowie dreistimmige Rondeaux, die die Vielfalt der norditalienischen Musiklandschaft des 15. Jahrhunderts unterstreichen. Werke von Hugo de Lantins, Richard Loqueville und Guillaume Dufay zeigen eindrucksvolle stilistische und klangliche Experimente.