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Auf den ersten Blick könnte man meinen, das Klavierquintett sei eine seltene Form der Kammermusik. Die Werke von bekannten Komponisten wie Schumann, Brahms, Dvořák, Franck, Fauré, Elgar und Schostakowitsch bestimmen das Repertoire und prägen die meisten Einspielungen. Dennoch existiert eine Vielzahl weniger bekannter Klavierquintette, darunter zahlreiche Stücke polnischer Komponisten. Zu diesen zählen unter anderem Juliusz Zarębski, Ludomir Różycki und Ignacy Friedman.
Sowohl Ludomir Różycki als auch Ignacy Friedman wurden im geteilten Polen geboren. Während Różycki in Warschau im russischen Teil zur Welt kam, stammte Friedman aus der Umgebung von Krakau, gelegen im österreichischen Herrschaftsgebiet. In Berlin trafen beide während des Ersten Weltkriegs aufeinander. Różycki entwickelte sich zu einer zentralen Persönlichkeit der polnischen Musik, während Friedman bereits als gefeierter Pianist internationale Erfolge feierte. Um dem Militärdienst zu entgehen, gab Różycki fälschlich Paderewskis Geburtsdatum als sein eigenes an. Sein Klavierquintett entstand 1913 während eines Aufenthalts in Paris.
Das Klavierquintett von Różycki spiegelt verschiedene europäische Musikströmungen wider. Der Einfluss von Strauß und Reger ist deutlich, eingebettet in eine spätromantische Klangsprache. Die drei Sätze folgen klassischen Strukturen, wobei die sanften Themenanfänge und deren Weiterentwicklung besonders hervorstechen. Friedman, der als Wunderkind galt, studierte in Wien und unternahm später weltweite Konzertreisen. Sein Klavierquintett wurde 1918 veröffentlicht, aber zunächst selten gespielt. Im zweiten Satz finden sich Variationen, während das Finale gekonnt Motive aus früheren Sätzen aufgreift.
Beide Komponisten erweiterten das Spektrum des Klavierquintetts und hinterließen bedeutende Beiträge, die den Facettenreichtum und die Besonderheit dieser Musikgattung unterstreichen.