Album insights
Es ist bekannt, dass Bach häufig eigene Werke erneut verwendete und einige Kompositionen heute nicht mehr in ihrer ursprünglichen Bedeutung greifbar sind. Auffällig ist, dass keines der erhaltenen Orchesterstücke explizit für Oboe oder Oboe d’Amore entstand. Lediglich drei Konzerte aus seiner produktivsten Zeit sind überliefert, während spätere Schöpfungen oft Überarbeitungen älterer Kompositionen sind, was wiederum Rekonstruktionen ermöglicht. Die heutigen Oboenkonzerte spiegeln diesen Prozess in umgekehrter Richtung wider. Um das Oboenkonzert in F-Dur zu rekonstruieren, analysiert man sowohl Kantatenmaterial als auch ein Cembalokonzert. Bach griff für Kantaten auf Teile des ursprünglichen Konzerts zurück, was die Rekonstruktionsarbeit erschwert. Das Cembalokonzert in A-Dur wiederum wurde für Oboe d’Amore adaptiert. Telemann verfolgte bei seinen Veröffentlichungen eine auf Profit ausgerichtete Strategie, doch seine unveröffentlichten Konzerte demonstrieren musikalische Virtuosität und verlangen interpretatorische Raffinesse. Das d-Moll-Konzert für Oboe überzeugt durch eigenständige Artikulation und neuartige Klangstrukturen. Die melancholische Oboenstimme steht im Kontrast zu abwechslungsreichen Begleitfiguren, während der Schlusssatz höchste technische Ansprüche stellt. Das G-Dur-Konzert für Oboe d’Amore, das als 'Jagdkonzert' gilt, greift stimmungsvolle Wechsel auf und illustriert den klassischen Stil, wobei Telemann auch hier ein breites Spektrum an Artikulationsmöglichkeiten für die Interpreten bietet. Sir Donald Tovey hob die besondere Eignung des A-Dur-Cembalokonzerts für die Oboe d’Amore hervor; die Melodielinie wurde dabei geschickt an die Cembalo-Verzierungen angepasst. Die rekonstruierten Werke kommen der ursprünglichen Gestalt Bachs vermutlich sehr nahe. Telemann verstand es, sein Talent und seinen Einfluss zum Nutzen der Musikwelt seiner Zeit wie auch für spätere Generationen einzusetzen.